Microlight - Fliegen in Afrika

EMOYENI heisst unser Garten wo wir landen.

Die Landepiste ist dort, wo der Rasen gemäht ist. Einen Tower gibt es nicht aber die Anlage wird von einem Dobermann mit seinen Freunden gut bewacht. Wir wurden schnell gute Freunde und das ist besser so. Der Dobermann ist gross und hat trotz aller Freundlichkeit ein imposantes Gebiss.

Ich kam zurück nach Afrika um das Fliegen mit Microlight-Flugzeugen zu lernen. Schon alleine diese Vorstellung fand ich von Anfang an umwerfend. Ein Microlight-Flugzeug der Bauart "Trike" ist eine Art Drachen mit Motor.

Von diesem fantastischen Kontinent abzuheben und überall landen zu können, wo es die Umstände erlauben... Die Vielseitigkeit dieser Art von Flugzeugen ist unglaublich!

Durch ihr geringes Gewicht und ihre guten Flugeigenschaften ist man in der Lage, auf extrem kurzen Pisten zu starten und zu landen. Auf einer 200m langen Strecke sollte man es mehr oder weniger überall schaffen, rechtzeitig abzuheben oder anzuhalten. Wenn die Winde mitspielen, schafft man eine Landung auf einer Strecke von weniger als 100m. Wir können hier sogar am Strand starten und landen, nachdem wir Giraffen und Nashörner im Busch beobachtet haben.

Das grösste Gefühl von Freiheit für mich mit diesem Gerät ist aber das Tieffliegen über ein Hochplateau, mit ca. 100km/h, 3m über dem Boden, wobei man aufpassen muss, keine Kuh mitzunehmen. Man kann dabei, ohne Witz, "das Grass riechen". Sobald man die Kante erreicht, schiesst man mit 100 km/h über die Plateaukante, welche ca. 300m steil abfällt, hinaus und man erlebt eine Adrenalinexplosion, die besser ist als jede bisher ausprobierte Droge. Dieses "High" hält mehrere Stunden an, es ist ganz einfach unglaublich, was so ein Ereignis auslöst und wie sehr man sich mit der Natur verbunden fühlt, obwohl es den Winden und Bergen total egal ist, ob da jetzt eben ein bemannter Drachen war oder nicht.

Nun setzt man seine Reise dreidimensional fort und zieht weg über Seen, Hügeln und Busch. Es ist, als könnte man das Atmen der Täler spüren und wenn man hoch genug ist, sieht man weeeeeiiit hinaus bis zum Meer und sobald sich das Auge an den hellen, von der Wasserrefflektion herrührenden Lichtschimmer gewöhnt hat, kann man, einer Fatahmorgana gleich, Schiffe im Meer erkennen und in ein paar Tagen werden wir über das Meer fliegen um Wale zu filmen.

Ja, die Möglichkeiten und Schönheiten dieses Unterfangens lassen sich kaum beschreiben. Das ganze ist noch 10 Mal besser als ich mir je hätte träumen lassen.

Der ganze Spass hat selbstverständlich auch seine Schattenseiten: Obwohl ich schon ziemlich selbstständig starten und landen kann und dabei auch bereits den Funk zum Grossteil übernommen habe, bereitet mir das Landen mit unstetigem Seitenwind grosse Schwierigkeiten.

Wegen des geringen Gewichts wird man zum Spielball der Winde und das gradlinige Durchfliegen von Turbulenzen und rollenden Winden braucht noch etwas mehr Übung aber hey, ich habe noch keine 10 Flugstunden hinter mir!

Die Ausbildung erfordert sehr viel Konzentration was das Flugtechnische, die Navigation und den Flugfunk betrifft. Ich bin aber äusserst froh darüber, offenbar zu den intuitiven Piloten zu gehören. Ich fliege am besten, wenn ich den Kopf abstelle und mich einfach versuche, wohl zu fühlen. Es kommt dann ein Gefühl auf, wie man es hat, wenn man mit dem Motorrad durch die Wüste fährt.

Gestern Abend fing ich an mit dem "Radio course". Dieser findet statt am Flughafen Durban International. Internationale Flugrechte, korrekte Positionsangaben und Flugzonen gehören zu den Hauptthemen. Der Referent ist ein Typ in meinem Alter. Er arbeitet im Tower und sein Wissen auf diesem Gebiet in drei Tagen zu vermitteln, geht nur, wenn man ganz schnell redet und bis nach 22 Uhr Abends überzieht. Das Arbeiten bis spät macht mir keine Mühe. Es ist nur etwas hart, dass wir wegen der Witterung meist schon vor 6 Uhr "airborne" sind, was soviel heisst wie abgehoben, unterwegs, irgendwohin. Das heisst Aufstehen um 5:30! Dafür ist mein Adrenalinpegel schon sehr hoch, wenn der Rest von Afrika noch zu schlafen scheint.

"Camperdown traffic, Microlight Bravo-Uniform-Victor, on holding point one five, rolling for emediate take-off, Bravo-Uniform-Victor … "

Bis auf Weiteres!

Paul Noy

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