Im Reich der wilden Tiere

Simbabwe, Mosambik April-Juni 1998

Nach etwa einem halben Jahr in Südafrika und Namibia setze ich meine Reise fort und fahre via Swasiland nach Simbabwe.

Mein nächstes Ziel sind die Victoria Falls. Einer der weltgrössten Wasserfälle. Ich entscheide mich für den Weg durch den Hwange Nationalpark. -Legal / Illegal... Scheissegal. Man dürfte mit dem Motorrad nicht rein doch ich hörte, dass der nördliche Eingang meistens nicht besetzt sein soll. So fahre ich mit dem Motorrad durch den Park. Eine Giraffenherde trabt vor mir her und ich fühle mich wie in Jurrasic Park. Wenn diese Riesen galoppieren sieht es aus als würden sie sich in Zeitlupe bewegen. Büffel, Elefanten, alles mögliche kreuzt meinen Weg. Ich fühle mich wie in Walt Disneys 'Lion King'. -Zebras zum Anfassen nahe. Mitten drin ich, alleine auf dem Motorrad.

So komme ich an im Robin's Camp, welches für seine nächtlichen Löwenbesuche bekannt ist. Es gibt weder um das Camp noch um den ganzen Nationalpark einen Zaun. -Die Natur, wie sie leibt und lebt. Ich bin auf dem Camping der einzige Gast. Der Ort ist offenbar schon lange verlassen. Ich stelle mein Zelt auf und bereite die Kamera, mein Schweizer Taschenmesser und für den Notfall die Leuchtraketen vor. Doch ausser einer müden Hyäne, welche in der Nacht die Müllkübel angreift, bleibe ich alleine. Ich halte sie mit der Steinschleuder auf Distanz. Als ich jedoch am nächsten Morgen früh losfahre, begleiten mich Gazellen, Zebras und wieder Giraffen. Die Piste ist voll mit Pavianen. Es ist wie Schwimmen mit Delphinen. Simbabwe ist tierisch!

In Vicoria Falls überfahre ich ein Chamäleon. Das tut mir sehr leid, diese kleinen Tierchen sind so niedlich. Als ich zurückfahre um den angerichteten Schaden zu begutachten, entdecke ich im Gras den Bruder des Opfers. Erst ist er grün. Ich hebe ihn auf und setze ihn auf die Lenkstange des Motorrades. Dabei wird er schwarz und rund vor Angst. So aufgebläht lässt er sich z.B. von Schlangen nicht mehr so einfach herunterschlucken. Ich schiesse ein Foto und als wir zusammen losfahren wollen, denke ich, dass er vielleicht gar nicht umziehen möchte und setze ich ihn wieder zurück ins Gras, wo er gelb und wieder schlank wird.

Die Vic-Falls sind gewaltig. Ein Naturereignis, dem man stundenlang zusehen kann. Doch wegen der hohen Luftfeuchtigkeit ist man in Kürze nass bis auf die Knochen. -Die Kamera auch. Am Flussufer, direkt beim Wasserfall herrscht ein permanenter Regen. Dadurch entsteht bei Sonneneinstrahlung ein permanenter Regenbogen, welcher in seinen Farben so grell leuchtet, dass er fast unecht erscheint. Ich beschliesse die Fähre nach Kariba zu nehmen. Ein See mit Leben. An seinem Ufer gibt es Elefanten, Büffel, Zebras, Krokodile, Nilpferde... Wildlife pur. Die Überfahrt dauert etwa 24h. Der Kapitän sagt, dass man aufpassen muss, weil hier regelmässig Elefanten und Nilpferde über den See schwimmen. Auf dem Campingplatz in Kariba sagt man uns, dass wir auf allfällige Büffel und Elefanten acht geben sollten, die nachts aus dem Pool zu trinken pflegen.

Der Spinnenbiss

Von Harare, der Hauptstadt Simbabwes, gehe ich weiter nach Nyanga in die Berge. Es ist kalt und regnerisch. Ich unternehme mehrere Ausflüge über Schotterpisten in und um den Nationalpark. Dank guter Karten schaffe ich es, alle offiziellen Eingänge zu umfahren und kann mich somit um die Eintrittsgebühren drücken. Während eines Spazierganges durch den Busch spüre ich plötzlich einen Stich in der linken Wade. Ich entdecke eine braune Spinne, welche sich in meiner Haut verbissen hat. Nachdem sie entfernt ist, bleiben zwei rote Punkte auf meinem Bein zurück. Es juckt ein Wenig, sonst spüre ich davon nichts. Ich erzähle dem Campbesitzer davon und er unterrichtet mich über diesen kleinen Todesboten. Ein Biss dieser Spinne ist im schlimmsten Fall tödlich, da ihr Gift, wie ein Zeckenbiss, eine Hirnhautentzündung hervorrufen kann. Nur ist die Wahrscheinlichkeit nach einem Biss dieser Spinne höher und, da der Körper durch das Gift geschwächt wird, ist das ganze nicht ungefährlich. Bei einem Zeckenbiss wird kein Gift injuziert. Ich habe Glück: Nichts passiert. Vielleicht wurde kein Gift injuziert oder es wurde nur schlecht durchblutetes Gewebe getroffen.

Von Nyanga aus ziehe ich zu meiner letzten Station in Simbabwe, dem Chimanimani Nat. Park. Hochgelegen und kalt, umringt von Bergen erinnert mich dieser Ort stark an die Schweiz. Nicht aber die Tierwelt. Zweimal überfahre ich um ein Haar eine Puffotter. Diese lieben es, sich mitten auf der Piste zu sonnen. Auf dem Weg zum Einkaufen kroch einmal eine fast Rattengrosse schwarze, langbeinige, haarige Spinne aus dem Hause Tarantula, mit 8 Augen, aus dem Gebüsch und ein Chamäleon kreuzte meinen Weg. Man muss sich hier sogar vor der Pflanzenwelt in Acht nehmen. Es gibt Pflanzen, die beim Berühren ein Gift absondern welches zu Verätzungen führt.

Ich setze meine Reise fort nach Mosambik. Simbabwe hat mir von den Ländern im südlichen Afrika am besten gefallen. Es ist zweifellos das 'tierischste' Land, doch gleichzeitig ist es einfach zu bereisen und ausgesprochen günstig. Die Kriminalität ist sehr viel geringer als in Südafrika, da die Rassentrennung hier sehr viel weniger praktiziert wird.

Mosambik

Das erste Mosambikanische Bier trinke ich am Strand von Beira: "una Manica por favor". Dann lerne ich Anuar, einen Mosambikaner kennen. Durch ihn erfahre ich, wo man schwarz Geld wechseln kann, etc. Wir fahren zusammen auf ein Bier in die Stadt. Gehen danach auf ein Bier ins Casa Cultura, auf ein Bier ins Embaixador, -werden irgendwo zum Kaffee eingeladen, -gehen Abendessen, nehmen noch ein Bier und landen schliesslich in einer Disco und wechseln dann zur Nächsten. Ich habe auf dem Camping noch nicht Mal mein Zelt aufgebaut, zumal ich den Camping jetzt nicht mehr finden würde. Ich kann bei Anuar übernachten. Am nächsten Tag werden wir von einer Bekannten zum Mittagessen eingeladen. Ich hole meine Sachen vom Campingplatz ab und ziehe zu Michelle. Ich lerne Robert aus Langenthal kennen, der nach einem IKRK Einsatz vor vielen Jahren hier hängengeblieben ist. Er besitzt die grösste Disco in Beira. Sein Bruder Markus wohnt auch hier und ist mit einer Mosambikanerin verheiratet. Als ich mich mit Michelle handfest verkrache, ziehe ich zu Markus um.

Der Krieg

Mosambik ist wie Tschad ein Land, welches etwa die letzten 20 Jahre von Krieg geplagt worden ist. Es war einer der härtesten Kriege in Afrika. Die Methoden der sich bekämpfenden Parteien liessen kaum einen Paragraphen der Menschenrechte unberührt. Nasen, Ohren und Geschlechtsteile wurden abgeschnitten, Körper in Stücke gehackt und durch das Töten von Eltern absichtlich Waisenkinder zurückgelassen. Es wurden unter dem Namen 'Terror', Kinderminen gelegt. Spielsachen auf Schulhöfen ausgelegt, welche beim Berühren explodieren. Kleine explosive Schmetterlinge an Bäumen angebracht, etc. Wie schlecht muss man sein um solche Waffen produzieren zu können ? Man versuchte ganze Gebiete zu isolieren. Um den Leuten das Flüchten zu erschweren, wurde ihnen Angst vor dem Reisen gemacht, indem ganze Busse und Züge mitsamt den Passagieren in Brand gesteckt wurden. Man konnte sich somit nicht mehr aus den Städten wagen und der Handel brach zusammen. Wichtige Routen wurden vermint und Teerstrassen zerstört. Diese Zerstörungen sind auch heute noch gut sichtbar. In den Strassen wurden 2m breite Gräben ausgehoben, die jedes Passieren unmöglich machen. Brücken wurden grösstenteils gesprengt und sind meistens auch heute noch nur durch provisorische Ersatzpassagen ersetzt.

Oft gilt es mangels Brücke, einen Fluss zu durchfahren. Dabei ist auf allfällige Krokodile zu achten, von denen es in Mosambik sehr viele gibt. Nur selten gibt es eine Fähre.

Die Piste zwischen Beira und Quelimane ist in desolatem Zustand. Sie ist von Minenfeldern umgeben und links und rechts liegen gesprengte Eisenbahnwagen und Schienen. Ich bin wohl der Einzige, der hier entlang fährt. Der normale Verkehr geht über Malawi. Diese Strecke ist aber dreimal solange und würde für mich wieder mühsames Visumtheater bedeuten.

Cholera

In Quelimane treffe ich zufällig auf eine Delegation der 'Médecins Sans Frontières'. -Belgier. Mit Cholera kann man sich anstecken, indem man verunreinigtes Wasser trinkt. Cholera ist tödlich. Schützen kann man sich, indem man Wasser nur abgekocht zu sich nimmt und keine ungekochten Gemüse und ungeschälten Früchte isst. Ein grosses Problem ist, dass in den grössten Teilen Afrikas kein Abwassersystem existiert. Menschliche Ausscheidungen landen deshalb des Öftern im Garten, auf den Hinterhöfen oder werden sogar zum Düngen benutzt. -Ein Fest für Krankheitserreger. Die Médecins Sans Frontières wurden vom Gesundheitsamt um Hilfe gebeten. In Mosambik ist weder Geld noch Manpower verfügbar um sich aus eigener Kraft zu Helfen. Das Land ist auf externe Hilfe angewiesen.

Ich verbringe drei Monate in Mosambik. Tauche viel und arbeite für Médecins Sans Frontières und Helvetas. Dann breche ich auf, durch den Dschungel in Richtung Tanzania...

Routenwahl:

Route in Simbabwe:

Grenze (von Südafrika kommend) Messina, Beitbridge
Masvingo
Bulawayo
Via Hwange-Nat. park nach Victoria-Falls
Mlibizi (Süd-Westliches Ende vom Lake Kariba)
Per Fähre nach Karibe (Nord-Östliches Ende vom Lake Kariba)
Harare (Hauptstadt)
Via Mutare nach Nyanga (nördl. Mutare)
Via Mutare nach Chimanimani Nat. park (südl. Mutare)
Mutare...

Route in Mosambik
Grenze von Mutare nach Chimoio
Beira
Dondo
Inhaminga
Caia
Quelimane (Choleragebiet)
Nicuadala
Namacurra
Mocuba
Molocue
Nampula
Mocambique
Namapa
Pemba
Mocimboa da Praia
Mtwara (Tanzania)

Reiseinfos Simbabwe:

Reiseziel: weiter nach Mosambik

Dauer: 6 Wochen

Reisezeit: März 1998.

Anreise: von Südafrika kommend

Einreiseformalitäten: Visum an der Grenze erhältlich, Für Fahrzeuge ist ein Carnet de passage nicht zwingend notwendig. Es kann an der Grenze ein 'eigenes' Carnet gelöst werden. Dieses wurde bei mir übersehen.

Geld: Travellercheques, Geldwechsel in den Banken kein Problem. Cash-Dollars für eventuelle Weiterreise schwer erhältlich. Kein Schwarzmarkt.

Unterkunft: im Zelt, sehr gute Campingplätze vorhanden. In den Städten günstige Backpackers (Jugendherbergen)

Verpflegung: Sälber koche. In den Backpackershostels kann normalerweise die Küche gebraucht werden. Ab und zu günstiger localfood in den Strassen.

Sprache, Verständigung: Englisch

Besuchte Sehenswürdigkeiten: Ruinen Masvingo, Victoria Falls, Lake Kariba, Harare, Berge: Nyanga, Chimanimani

Besonderes: sehr günstig. Gespannte Lage durch politische Instabilität

Auskunft: Tourist Offices in allen grossen Ortschaften

Reservationen: keine

Veranst., Organisator: alles selbst

Reiseführer: Mund zu Mund Propaganda

Karten: Michelin 955, lokale Strassenkarte erhältlich beim AAA und Touri-office

Reiseinfos Mosambik:

Reiseziel: Norden

Dauer: geplant 2 Wochen, geblieben 3 Monate

Reisezeit: April, Mai, Juni 1998.

Anreise: von Simbabwe kommend

Einreiseformalitäten: Visum NICHT an der Grenze erhältlich, Für Fahrzeuge ist ein Carnet de passage an der Grenze erhältlich

Geld: Travellercheques unmöglich, keine Kreditkarten, Schwarzmarkt blühend.

Unterkunft: im Zelt, praktisch keine Campingplätze vorhanden. In den Städten keine günstigen Hotels.

Verpflegung: Arbeiten für Kost und Logie! Günstiger localfood in den Strassen.

Sprache, Verständigung: Portugiesisch

Besuchte Sehenswürdigkeiten: Clubo de golf in Beira, die Strände und die Riffs in Pemba

Besonderes: schwierig zu bereisen. Keine und sehr schlechte Strassen

Auskunft: Tourist Office existiert nicht

Reservationen: es gibt nichts zu reservieren

Veranst., Organisator: Haha!

Reiseführer: sogar lonely planet muss passen

Karten: Michelin 955, lokale Strassenkarte unbrauchbar